Wir haben unseren geliebten Sohn Robin im Alter von 7 J. plötzlich + unerwartet verloren. Wir, das sind Alexander + Ingrid mit Jacqueline (5 J.) + Nina (2 J.). Unser Schmerz ist unendlich groß + wir wissen nicht weiter.

Robin wurde am 11.06.1998 als pumperle gesundes Baby geboren. Unser Wunschkind war angeblich der größte Schreihals der Station + wir waren schrecklich stolz auf ihn.

Jedoch ca. 6 Stunden später hatte er plötzlich, aus unerklärbaren Gründen, einen Herz-/Kreislaufstillstand. Er war schon ganz blau angelaufen. Er musste reanimiert werden. Es wurde keine wirkliche Ursache gefunden. Wir waren total geschockt!!! - Die Folge dieses Unglücks war eine körperliche Behinderung von 100%. D.h. dass er weder krabbeln, alleine sitzen, gehen, sprechen, alleine essen oder trinken konnte, dennoch war Robin ein wundervoller kleiner Mensch.

In den ersten Jahren probierten wir eine Therapie nach der anderen. Robin entwickelte sich geistig super gut, aber körperlich ging es leider nicht arg weiter. Seine Körperhaltung war nach vielen gymnastischen Übungen besser geworden, d. h. er war nicht mehr ganz so steif + wir versuchten ihn auf die Füße zu bringen. Nach vielen Übungen im Gesicht + im Mund konnte er jetzt bereits besser Essen + Trinken. Er brauchte keine pürierte Kost mehr + dies alleine war uns schon viel wert.

Robin hatte oft Bronchitis und musste fast jeden Tag mehrmals inhalieren. Geistig war er total fit. Er verstand alles, er konnte sich mit seinen Augen phantastisch verständigen. Er konnte deutlich mit dem Kopf nicken + schütteln, wenn man ihn etwas fragte. Er konnte sogar mit den Augen zählen, in dem er die gewünschte Zahl blinzelte.

Er war ein absolut liebenswerter, gütiger, humorvoller, schlauer + auch eigenköpfiger kleine Junge.

Er hatte eine schöne Kindergartenzeit. Er fand viele Freunde, mit denen er mächtig viel Spaß hatte. Er bekam endlich einen tollen Gehtrainer für draußen, mit dem er sich alleine fortbewegen konnte. Er war so stolz darauf + hatte damit riesigen Spaß. Endlich ein entscheidender Schritt für etwas Selbstständigkeit.

Er hatte auch viel Spaß am Fußball. Es reichte ihm oft schon nur dabei zuzuschauen, aber wenn er dann unter seinen Armen genommen mit Papa oder Mama zusammen den Ball hinterlaufen konnte, wir ihn wie eine Tischfußballfigur gegen den Ball treten ließen, war er der glücklichste Mensch auf der Welt. Außerdem spielte er für sein Leben gern "Eye Toy".

Im letzten Sept. kam es zur, von Robin, lang ersehnten Einschulung. Ja, - er war absolut reif für die Schule. Als Schule wählten wir ein gutes Internat aus. Eine Einrichtung, in der Behinderte ganz normal + mit viel Liebe behandelt werden. Dort wohnte er in einer Wohngruppe mit insgesamt 11 behinderten Kindern + mit ca. 6 Betreuern. Es war ein Wocheninternat, d. h. er kam jedes Wochenende, zu den Feiertagen + in den Ferien nach Hause.

Die Anfangszeit war leider sehr schwer für unseren kleinen Schatz, da er doch total auf uns fixiert war. Ihm fehlte die Familie sehr!

Im Internat wollte er zu Anfang nicht Essen + das Trinken war auch sehr schwierig. Er wurde immer dünner, seine Körperhaltung wurde immer schlechter. Die Spastik kam sehr stark wieder durch. Beim Essen + Trinken machte er viel Theater + hatte sich dabei in Rage auf die Backe gebissen. Jeder weiß sicher, wie weh eine kleine Verletzung im Mund tut. Es störte ihn so, dass er sich den ganzen Mund von innen aufgebissen hat. Der Mund hatte sich daraufhin mächtig entzündet. Er bekam hohes Fieber, war total zappelig + fand keinen Schlaf mehr. Wir holten ihn im Internat ab + von der Kinderärztin wurde er dann direkt ins Krankenhaus überwiesen. Dort wurde Robin mit Antibiotikum u. Fettinfusionen wieder aufgepäppelt. Nach 1 Wo. Krankenhaus, folgte eine Wo. Genesung zu Hause + direkt im Anschluss 2 Wo. Herbstferien.

Wir hatten Angst davor, wie es wohl nach den Ferien im Internat weiter ging. Aber diese Angst war unbegründet. Wir hatten in den Ferien viel + oft + ausführlich immer wieder mit Robin gesprochen, wie wichtig die Schule ist.

Und dann: Sein Heimweh wurde immer weniger. Das Essen + Trinken klappte jetzt relativ gut. Er freundete sich mit den Kindern dort an, akzeptierte die Lehrer, Therapeuten + auch seine Betreuer. Er lernte seine "Wochen-Familie" schätzen + lieben. Die Arbeit konnte beginnen!

Robin bekam als erstes eine Kommunikationstafel. Danach Orthesen für die Füße. Nahm an speziellen Schluck- u. Kautherapien teil, ging zur KG., in die Spielkreise, zur Ergo, zur Sprachtherapie etc. In der Ergo suchte man schon nach Möglichkeiten einer Computeransteuerung + für ein elektr. Kommunikationsgerät etc. - Alles war prima am LAUFEN!

Das Internat wie auch die Schule sagten uns, dass Robin jetzt so zu sagen dort "angekommen" ist. Sein dort sein voll akzeptierte + auch die Hilfe, die ihm dort zu Gute kam. Alles schien perfekt. Seine Lehrerin sagte uns, dass er vom Intellekt her nicht wie 7 1/2 J., sondern eher wie 9-10 J. alt war.

Er hatte auch das erste Mal Schmetterlinge im Bauch. Seine "Flamme" war ein 14 J. altes Mädchen aus seiner WG. Es war toll mit anzusehen wie gerne er jetzt dort war.

In den letzten 14 Tagen war Robin wieder sehr unruhig. Zu Hause war er sehr nörgelig + schlief sehr schlecht. Im Internat hingegen ging es aber gut.

Er hatte an 2 Samstagen nachts etwas Fieber, welches Sonntags aber immer wieder wie weggeblasen war (Ob er wohl schon etwas ahnte?!). Der Kinderarzt sagte, dass medizinisch alles einwandfrei sei. Wir machten uns also keine größeren Sorgen. Wir besuchten Robin Dienstags in seiner WG. Wir hatten einen Termin für ein allgem. Elterngespräch. Robin freute sich riesig uns zu sehen + zeigte uns gleich voller Stolz seinen besten Freund.

Wir hatten dann unser Gespräch ohne Robin mit seinen Betreuern. Wir sprachen über das letzte halbe Jahr und wie gut es doch jetzt lief. Danach waren wir noch mit Robin in seinem Zimmer + anschließend saßen wir noch etwas mit allen zusammen. Wir verabschiedeten uns + fuhren mit vielen guten Eindrücken + voller Freude, dass wir das Richtige für Robin gefunden hatten, nach Hause.

Am Do., den 09.02.06, hatte er einen anstrengenden + doch schönen Tag. Er übte in der Schule mit der Computeransteuerung + dem elektr. Kommunikationsapparat. Er war mächtig stolz auf sich, weil alles so gut klappte. Er hat gut gegessen + getrunken. Er schaute nachmittags mit einem Freund "Logo" im Fernsehen, bekam seine neuen Orthesenschuhe etc.

Nach dem Abendessen rief er wie immer bei uns an. Seine Betreuerin sprach für ihn, zur Unterstützung war auch noch seine Flamme dabei. Die Betreuerin berichtete uns über seinen tollen Tag + wie müde + erschöpft er aber jetzt auch war. Er hatte schon Pläne für das Wochenende + wir freuten uns alle mächtig aufeinander. Unser Telefongespräch verlief recht kurz, kürzer wie sonst. Robin ging schon gegen 19.30 h zu Bett. Die Betreuer gingen gegen 22 h nach Hause u. die Nachtwache übernahm.

Bis dorthin war alles wie immer. Die NW. schaute bereits schon das 2. Mal nach ihm, als sie ihn dann gegen 23 h regungslos + ohne irgendwelche Lebenszeichen fand. Die NW. fing sofort an zu reanimieren + die 2. NW. verständigte den Notarzt, der dann nur noch seinen Tod feststellen konnte. - Er ist wohl einfach so "eingeschlafen".

Um Mitternacht verständigte uns die Internatsleitung. Wir waren absolut schockiert + konnten es einfach nicht glauben. Wir hatten doch nur ein paar Stunden zuvor telefoniert + es ging ihm doch so gut!?!

In dieser Nacht war ein absolutes Schneechaos + wir fuhren dann erst am nächsten Morgen mit familiärer Unterstützung nach Bad Arolsen.

Die Kripo hatte bereits den Leichnam von Robin auf Geheiß der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Da sein Tod aus unerklärlichen Gründen eingetreten ist, sollte Robin noch obduziert werden.

Als wir im Internat ankamen, wurden wir von fast allen Betreuern, dem Internatsleiter + der Pfarrerin begrüßt. Es wurden uns in allen Einzelheiten die nächtlichen Abläufe geschildert. Ein Ersticken durch Erbrochenes o. ähnliches wurde bereits vom Notarzt ausgeschlossen. Robin wurde in einer Leichenhalle in der Nähe aufbewahrt. Dort fuhren wir nun hin, um uns von Robin zu verabschieden.

Es war schrecklich! Robin war schon ganz kalt + steif + dennoch hatte er einen entspannten Gesichtsausdruck. Wir konnten es einfach nicht f a s s e n!

Es war alles wie ein ALPTRAUM.

Anschließend fuhren wir nach Hause. Es verging eine Woche bis Robin endlich nach Hause überführt wurde. Die Obduktion ergab bis dato lediglich, dass kein Fremdeinwirken stattgefunden hatte. Unserem Bestatter übergaben wir seine Lieblingskleidung, welche er auf seinem letzten Gang tragen sollte.

Einen Tag vor der Beerdigung konnten wir uns noch einmal mit der ganzen Familie in unserer Kapelle am offenen Sarg von ihm verabschieden + ihm noch versch. pers. Dinge mitgeben. Seine Kette (welche er mit Papa im Partnerlook hatte), seine liebsten Kuscheltiere, ein Foto von ihm + Papa auf dem PUR Konzert (dort sitzt er auf seine Schultern + hat eine Wunderkerze in der Hand) + 3 Haarlocken: je eine von Nina, Jacky + Mama. Es war ein wesentlich schönerer Anblick als in Bad Arolsen - in Blumen eingebettet, mit all seinen vertrauten Sachen. Dennoch war es wieder sehr schwer für uns.

An seiner Beerdigung nahmen unendlich viele Menschen teil. Alle die ihn + uns kennen. Die Kinder hatten Bilder gemalt , die wir dann an seinen Sarg klebten. Es gab viele, viele Blumen + jede Menge Tränen.

Robin weiß gar nicht, welch große Lücke er hinterlässt.

Jacky, Nina, Alex + Inge